Die Woche am Kryptomarkt
- Verhaltene Inflation, verhaltener Bitcoin
- TON: kometenhafter Aufstieg durch Telegram
- Der Weg zur Dezentralisierung der Skalierungslösungen von Ethereum
Verhaltene Inflation, verhaltener Bitcoin
Der Preisauftrieb in den USA schwächte sich im Mai zwar ab, allerdings nicht genug, um die Fed zu einer Zinssenkung zu veranlassen. Der Verbraucherpreisindex (CPI) blieb im Vergleich zum Vormonat unverändert und stieg im Jahresvergleich um 3,3 Prozent, was leicht unter den Erwartungen von 3,4 Prozent lag. Im Anschluss an die Veröffentlichung des CPI stieg Bitcoin kurzzeitig um 5 Prozent auf fast 70.000 US-Dollar, bevor er seine Gewinne nach der zuletzt restriktiven Erklärung des Federal Open Market Committee (FOMC) wieder verlor.
Der Erzeugerpreisindex (PPI) in den USA sank im Mai um 0,2 Prozent, der stärkste Rückgang seit Oktober 2023. Die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung stieg auf ein Zehnmonatshoch und erhöhte sich trotz anderslautender Erwartungen von 229.000 auf 242.000. Diese Indikatoren deuten auf eine Abkühlung der Inflation hin, auch wenn noch einiges zu tun bleibt, um das 2 Prozent-Ziel der US-Notenbank zu erreichen. Bitcoin hat sich in den letzten drei Monaten überwiegend seitwärts bewegt. Trotz dieser jüngsten Nachrichten und der nicht überwundenen Kursmarke von 70.000 US-Dollar sollten Anleger bedenken, dass die Fundamentaldaten des Bitcoin weiterhin stark sind. Institutionelle Akzeptanz, regulatorische Veränderungen und die sich immer stärker abzeichnende Rolle als Wertaufbewahrungsmittel, insbesondere in angeschlagenen Volkswirtschaften, untermauern seinen potenziellen langfristigen Kursverlauf.
Abbildung 1 – Wie Bitcoin auf die makroökonomischen Indikatoren der vergangenen Woche in den USA reagierte
Quelle: TradingView, 21Shares
TON: Kometenhafter Aufstieg powered by Telegram
Die Blockchain von The Open Network (TON) wurde ursprünglich von den Durov-Brüdern, den Gründern des Messengerdienstes Telegram, entwickelt. Trotz der regulatorischen Hürden, die Telegram zum Rückzug veranlassten, arbeitet die TON Foundation weiter an Innovationen und macht TON zu einer der benutzerfreundlichsten dezentralen Plattformen. Die enge Beziehung zwischen TON und Telegram war von entscheidender Bedeutung und ein Beweis für die Stärke der Integration von sozialen Medien in die Blockchain-Technologie.
2024 stellte sich bis jetzt als überaus positives Jahr für das TON-Netzwerk heraus – so erlebte es ein beispielloses Wachstum und erreichte mehrere Allzeithochs. So lag der Kurs am 14. Juni bei knapp über 8 US-Dollar lag und stieg seitdem um ganze 238 Prozent. Darüber hinaus stieg der Gesamtwert von TON im laufenden Jahr um über 4000 Prozent auf über 550 Millionen US-Dollar. Die wachsende Dominanz von TON wird auch dadurch unterstrichen, dass TON das Ethereum-Mainnet bei den täglich aktiven Nutzern überholt hat und derzeit über 440.000 Nutzer beherbergt, fast 50.000 mehr als der Gigant der Smart-Contract-Plattformen. Noch beeindruckender ist, dass TON derzeit fast 5 Millionen tägliche Transaktionen verarbeitet, mehr als Ethereum und all seine Skalierungslösungen zusammen!
Abbildung 2: Das Wachstum der täglichen Transaktionszahl von TON
Quelle: Artemis
Die Integration von TON ins Telegram-Netzwerk, das fast eine Milliarde Nutzer verzeichnet, war ein bedeutender Faktor für diesen Erfolg. Es bietet dem bestehenden Netzwerk eine benutzerfreundliche Schnittstelle, um mit dem Web3-Ökosystem zu interagieren, wobei mehrere wichtige Funktionen den rasanten Aufstieg von TON vorantreiben. So hat beispielsweise Telegram Stars eine entscheidende Rolle bei der Expansion von TON gespielt. Das Programm fördert TON-basierte Anwendungen direkt innerhalb von Telegram und ermöglicht Nutzern, für digitale Dienste über In-App-Käufe mit dem neuen In-App-Token „Star“ zu bezahlen. Darüber hinaus erlaubt Telegram Stars App-Entwicklern, ihre Stars gegen TON einzutauschen und ihre Werbung auf der Plattform zu subventionieren, wodurch die Anwendungsentwicklung auf Telegram wirtschaftlich rentabler wird. Ein weiterer wichtiger Schritt war zudem die Einführung eines Systems zur Umsatzbeteiligung auf Telegram. Diese ermöglicht Kanalbesitzern, 50 Prozent der Einnahmen aus den auf ihrem Kanal angezeigten Anzeigen in TON zu erhalten und so das Engagement und die Akzeptanz der Nutzer zu steigern.
Ein wichtiger Wachstumstreiber der TON-Blockchain ist ihr Mini-App-Ökosystem innerhalb von Telegram. Es umfasst eine Vielzahl von Anwendungen, die Nutzer dazu bewegen, in diesem Netzwerk noch aktiver zu sein und die Blockchain-Interaktionen rationalisieren sollen. So erzielte beispielsweise Notcoin, ein Click-to-Mine-Web3-Spiel, über 35 Millionen Anmeldungen. Dies beweist die Fähigkeit der Plattform, eine große Nutzerbasis anzuziehen und zu halten. Darüber hinaus hat die Integration von Wallet, einer TON-basierten Plattform mit über 2,5 Millionen Nutzern, die die Verwaltung digitaler Vermögenswerte so einfach gestaltet wie die Nutzung sozialer Medien. Dessen nahtloses Onboarding ermöglicht es den Nutzern, ihre Vermögenswerte direkt im Telegram Messenger zu verwalten, und TON Connect sorgt dafür, dass eine reibungslose Kommunikation zwischen Wallet und anderen Apps im TON-Ökosystem stattfindet, was die Einstiegshürden deutlich senkt.
TON dient demzufolge als eine Art Türöffner, der neue Nutzerkohorten in die Blockchain-Welt einzubinden vermag. Das Netzwerk ermöglicht die direkte Interaktion mit Web3-Systemen und erspart den Nutzern die Navigation in komplexen Krypto-Infrastrukturen. Das Modell erinnert an den Erfolg von WeChat, Chinas führender Super-App mit über einer Milliarde aktiver Nutzer, die Messaging, soziale Medien und Finanzdienstleistungen nahtlos integriert. In ähnlicher Weise könnte TON, wenn es in den nächsten Jahren nur die Hälfte der Nutzerbasis von Telegram an Bord holt, dazu beitragen, die Gesamtzahl aller Krypto-Nutzer fast zu verdoppeln, die derzeit bei etwa 550 Millionen liegt. Letztendlich unterstreicht das enorme Wachstum des TON-Netzwerks die signifikante Bedeutung seines Konzepts. Dies belegt die tägliche Aktivität auf TON, die die von Ethereum in den Schatten stellt. Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass über 80 Prozent der Ethereum-Transaktionen jetzt auf den Layer-2-Lösungen stattfinden, was die Entwicklung der Infrastruktur hin zu einem modulareren Rahmen aufzeigt. Dieser zweischichtige Ansatz verdeutlicht die kontinuierliche Innovation und Anpassungsfähigkeit im Blockchain-Bereich, wobei TON einen neuen Standard in Bezug auf Zugänglichkeit und Engagement setzt.
Der Weg zur Dezentralisierung der Skalierungslösungen von Ethereum
Arbitrum und Optimism, die beiden führenden Ethereum-Skalierungslösungen, haben wichtige technische Upgrades veröffentlicht, um den Mangel an Dezentralisierung auf Layer-2-Ebene (L2) zu beheben. Um die Bedeutung dieser Upgrades zu verstehen, ist es zunächst wichtig, die grundlegenden Unterschiede in der Transaktionsverarbeitung zwischen Ethereum und seinen Skalierungslösungen zu untersuchen.
Ethereum verfügt über mehr als eine Million Validatoren, die dafür sorgen, dass im Falle einer verdächtigen Transaktion, die von einem unehrlichen Akteur eingereicht wird, andere Validatoren die Transaktion anhand ihrer eigenen Ledger-Kopien (gespeicherte Version der Blockchain) auf betrügerische Aktivitäten überprüfen können. Wenn die Transaktion nicht dem Netzwerkstatus entspricht, wird sie abgelehnt und nicht in die Blockchain aufgenommen. Diese dezentrale Architektur macht es unwahrscheinlicher, dass eine einzelne Instanz das Netzwerk kontrolliert, was seine Widerstandsfähigkeit gegenüber Angriffen und Zensurversuchen erhöht.
Im Gegensatz dazu stützen sich die Skalierungslösungen von Ethereum in der Regel auf einen einzigen Validatoren (Sequenzer), der die Transaktionen auf der L2 zusammenfasst und zur Abrechnung auf Ethereum überträgt, wodurch die Effizienz durch eine schnellere und kostengünstigere Verarbeitung gesteigert wird. Trotz des weitgehend zentralisierten Ansatzes können Nutzer Transaktionen durch Betrugsnachweise anfechten, eine Funktion, die einige Netzwerke erst jetzt eingeführt haben. Auf diesen Aspekt werden wir im nächsten Abschnitt näher eingehen.
Abbildung 3: Der Transaktionsfluss zwischen L2-Netzwerken und Ethereum
Quelle: Jarrodd Watts
Während dieses Setup den Durchsatz von Ethereum erhöht, führt es jedoch ein bedeutendes Problem wieder ein, das die Industrie an sich zu überwinden suchte: einen einzigen Fehlerpunkt. Dieses Problem wurde durch den jüngsten Angriff auf Linea, ein bekanntes L2-Netzwerk, deutlich veranschaulicht. Der Hack zielte auf Velocore ab, eine führende dezentrale Börse (DEX) des Netzwerks. Dies führte dazu, dass der Angreifer etwa 2,6 Millionen Dollar abheben konnte, bevor die Stiftung des Netzwerks die Blockproduktion stoppte. Durch die Abschaltung des einzigen Sequenzers hat das Netzwerk Transaktionen praktisch zensiert. Obwohl die Maßnahme ergriffen wurde, um den Schaden für die Nutzer von Velocore so gering wie möglich zu halten, verdeutlicht das Ereignis die schlechte Dezentralisierung der Skalierungslösungen von Ethereum, die leicht von einer einzelnen Entität abgeschaltet werden können. Daher kam das von den Optimism- und Arbitrum-Teams veröffentlichte jüngste technische Upgrade, zu einem kritischen Zeitpunkt.
Insbesondere Optimism hat ein lang erwartetes System zum Schutz vor Betrug eingeführt. Es handelt sich um einen Mechanismus zur Streitbeilegung, der es jedem Nutzer ermöglicht, die Gültigkeit von Transaktionen anzufechten, die vom alleinigen Sequencer der Optimism Foundation eingereicht wurden. Vor diesem Upgrade arbeitete ein Sicherheitsrat, der nur aus ausgewählten, angesehenen Mitgliedern des breiteren Ethereum-Ökosystems bestand, mit einem Multi-Signatur-System, mit dem Upgrades genehmigt und die Gültigkeit von Transaktionen angefochten werden konnten, wenn sie als betrügerisch angesehen wurden. Nun kann sich jedoch jeder an der Anfechtung von Transaktionen beteiligen, während der Sicherheitsrat intakt bleibt und bei Bedarf in absehbarer Zukunft in Notfällen eingreifen wird. In ähnlicher Weise schlug Arbitrum vor, seine „Bounded Liquidity Delay“ (BOLD)-Lösung einzuführen. Dieser genehmigungsfreie Mechanismus zur Beilegung von Streitigkeiten ermöglicht es ebenfalls jedem, die Gültigkeit von Transaktionen anzufechten, die vom Sequencer eingereicht wurden und ähnelt im Prinzip dem System von Optimism. Der Hauptunterschied bei Arbitrum besteht allerdings darin, dass das Netzwerk nicht mehr auf einen Sicherheitsrat angewiesen ist und demzufolge zur dezentralsten L2 im gesamten Ethereum-Skalierungs-Ökosystem wird.
Trotz des Linea-Hacks, der die Achillesferse der Sicherheit der Skalierungslösungen aufgedeckt hat, machen die Layer-2-Netzwerke inzwischen fast 80 Prozent der Ethereum-Transaktionen aus. Darüber hinaus haben sie gerade gemeinsam 256 Transaktionen pro Sekunde (TPS) einen Höhepunkt erreicht, der die dringende Notwendigkeit unterstreicht, die Widerstandsfähigkeit und Robustheit der Ethereum-Infrastruktur zu stärken, denn Skalierungslösungen werden für das Netzwerk immer wichtiger.
Abbildung 4: Nutzerwachstum des Ethereum-Ökosystems
Quelle: GrowThePie
Kalender für nächste Woche
Quelle: 21Shares, ForexFactory